Neben Cool Jazz und Third Stream galt das Interesse vieler (vor allem schwarzer) Musiker in den 50er Jahren dem Hard Bop, einer in der Tradition des Bebop verwurzelten Musik mit stark antreibender Rhythmik. Die Aufnahmen der Bands von Art Blakey (1919-1990) oder Horace Silver (geb. 1928) verzeichnen dabei eine weitere Rückwendung des Jazz auf roots, die teilweise im Jazz, teilweise in Parallelströmungen des Jazz (Blues, Gospel), teilweise auch außerhalb des Jazz (afrikanische Musik) liegen. Miles Davis (1926-1991) und John Coltrane (1926-1967) bilden innerhalb dieser Stilsprache in den 50er Jahren ihre modale Improvisationstechnik als folgerichtigen Versuch aus, harmonische Errungenschaften des Bebop weiterzuentwickeln. Dabei sollen zugleich formale Einengungen des Jazz überwunden werden, wie sie aus der Aneinanderreihung unzähliger gleich strukturierter und mit immergleichen Harmonieprogressionen versehener Chorusse resultierten. Beim modalen Spiel wird der Improvisation eine modale Skala zugrundegelegt, aus der die Musiker das Tonmaterial ihrer Soli ableiten. Historisch gesehen ist die modale Spielweise von Davis, Coltrane und anderen ein Versuch, sich aus dem formalen Dilemma des Jazz jener Jahre zu befreien - der Third Stream, die Musik von Charles Mingus oder auch der frühe Free Jazz von Ornette Coleman (geb. 1930) oder Cecil Taylor (geb. 1929) resultierten aus derselben Problematik.

(Wolfram Knauer Leiter des Jazzinstituts Darmstadt)

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